Endokrine Disruptoren – wie Umwelthormone den Schilddrüsenstoffwechsel beeinflussen

Endokrine Disruptoren (EDCs, Endokrine Disrupting Chemicals) – umgangssprachlich auch als Umwelthormone bezeichnet – sind chemische Stoffe und Substanzen, die sowohl in der Natur vorkommen als auch künstlich hergestellt werden. Sie sind in der Lage, die Wirkweise von Hormonen zu stören und dadurch negative gesundheitliche Auswirkungen zu entfalten. Besonders belastet können Materialien aus Kunststoff (wie Kinderspielzeug, Kunststoffflaschen, Kunststoffboxen oder Kosmetikflaschen), Auskleidungen von Tetra Paks und Dosen, Elektronikartikel, Baustoffe, Kosmetikprodukte, Textilien sowie in der Industrie verwendete Löse- und Schmiermittel sein.

Ein Großteil der EDCs greift auf verschiedene Weise in den Schilddrüsenstoffwechsel ein, weshalb sie auch als Thyroid Disrupting Chemicals (TDC) bezeichnet werden. Zu diesen Stoffen gehören beispielsweise chemische Verbindungen wie Perchlorate, Thiocyanate und Nitrat und goitrogene (kropfbildende) Stoffe in Lebensmitteln, die die Aufnahme von Jod in die Schilddrüse blockieren, wodurch weniger Schilddrüsenhormone (Thyroxin und Trijodthyronin) gebildet werden. Andere Stoffe wie Schwermetalle (z.B. Quecksilber) hemmen die Hormonproduktion. Weichmacher (z.B. Phthalate) wiederum verdrängen die Schilddrüsenhormone von Transportproteinen, was ihre Bioverfügbarkeit verändert. In den Körper gelangen endokrine Disruptoren hauptsächlich über die Nahrung, Hautkontakt oder Einatmen, wobei die gesundheitlichen Risiken vor allem von der Dauer des Kontaktes und der Dosis abhängen.

Ein gestörter Schilddrüsenhormonhaushalt kann zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen, darunter:

  • Bei Schwangeren und deren Kindern: Entwicklungsstörungen, kognitive Beeinträchtigungen, verminderte Intelligenz
  • Bei Erwachsenen: Stoffwechselstörungen, Müdigkeit, Gewichtszunahme, Depressionen

Sowohl ein Jodmangel als auch die Exposition gegenüber TDCs wirken sich negativ auf die allgemeine Gesundheit und das sozioökonomische System aus. Die jährlichen Kosten für die Auswirkungen von sieben EDC-Kategorien mit der höchsten Kausalität werden in Europa auf mindestens 33,1 Milliarden Euro geschätzt. Der größte Teil der Kosten steht im Zusammenhang mit dem Verlust von IQ-Punkten und neurokognitiven Erkrankungen.

Hier ist die Politik in der Verantwortung, Maßnahmen zu ergreifen, um die Verbreitung der EDCs zu reduzieren. Auch eine geringe Exposition durch die bewusste Auswahl von Produkten (z.B. Vermeidung von Plastik), nicht Rauchen und eine ausreichende Jodversorgung können helfen, das Risiko zu minimieren. Das gilt insbesondere für Frauen im gebärfähigen Alter, denen empfohlen wird, ergänzende Jodpräparate schon mindestens drei Monate vor der Empfängnis sowie anschließend während der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit kontinuierlich zu sich zu nehmen.

Quellen:

  • Grossklaus R, Liesenkötter K-P, Doubek K, Gaertner R. Iodine Deficiency, Maternal Hypothyroxinemia and Endocrine Disrupters Affecting Fetal Brain Development: A Scoping Review. Nutrients 2023; 15: 2249. DOI: 10.3390/nu15102249
  • Grossklaus R, Liesenkötter K-P, Doubek K, Gaertner R. Kernaussagen des Arbeitskreises Jodmangel e. V. (AKJ): mütterliche Hypothyroxinämie infolge von Jodmangel und endokrinen Disruptoren als Risiko für die kindliche neurokognitive Entwicklung. Geburtsh Frauenheilk, electronic reprint 2025, https://doi.org/10.1055/a-2505-1944
  • Duh-Leong C, Maffini MV, Kassotis CD, Vandenberg LN, Trasande L. The regulation of endocrine-disrupting chemicals to minimize their impact on health. Nat Rev Endocrinol. 2023 Oct;19(10):600-614. doi: 10.1038/s41574-023-00872-x. Epub 2023 Aug 8. PMID: 37553404.
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