Jod Ratgeber

Schilddrüsenerkrankungen

Der Zusammenhang zwischen einer unzureichenden Jodversorgung und der Schilddrüsengesundheit lässt sich wie folgt beschreiben:

  • Ein schwerer Jodmangel verursacht eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), da der Jodspeicher des Körpers trotz einer gesteigerten Schilddrüsenaktivität und einer dadurch vermehrten Jodaufnahme sowie reduzierten Ausscheidung über den Urin zu gering ist, um eine ausreichende Produktion der Schilddrüsenhormone aufrechtzuerhalten.
  • Bei einem milden oder moderaten Jodmangel kann das Defizit durch die gesteigerte Schilddrüsenaktivität weitestgehend kompensiert werden, sodass ausreichend viele Schilddrüsenhormone gebildet werden können. Jedoch führen der chronische Jodmangel und die anhaltende Stimulation der Schilddrüse meist zu einer Schilddrüsenvergrößerung mit und ohne Knotenbildung.

Die Schilddrüsenknoten lassen sich anhand ihrer Aktivität in „kalte“ und „heiße“ Knoten unterscheiden:

  • „Kalte Schilddrüsenknoten“: Die Zellen haben ihre Funktion aufgegeben und produzieren keine Schilddrüsenhormone mehr. In seltenen Fällen können diese Knoten bösartig sein.
  • „Heiße“ oder „autonome Schilddrüsenknoten“: Sie bestehen aus aktiven und überaktiven Schilddrüsenzellen. Unabhängig vom tatsächlichen Bedarf produzieren sie unkontrolliert Schilddrüsenhormone und können eine Schilddrüsenüberfunktion auslösen. Mögliche Symptome sind Gewichtsabnahme, Nervosität, Schlafstörungen, schneller und unregelmäßiger Herzschlag sowie vermehrtes Schwitzen, Durchfall, Durst und eine abnehmende Leistungsfähigkeit.

Es gibt darüber hinaus genetisch bedingte Erkrankungen, die eine Schilddrüsenfunktionsstörung verursachen können. Bei der sogenannten Hashimoto­Thyreoiditis zerstören körpereigene Immunzellen langfristig das Schilddrüsengewebe, was eine Verkleinerung der Schilddrüse und eine Unterfunktion zur Folge hat. Zu den typischen Beschwerden einer Schilddrüsenunterfunktion gehören Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, depressive Verstimmungen, Verdauungsprobleme sowie trockene und schuppige Haut. Beim Morbus Basedow – ebenfalls eine Autoimmunerkrankung – kommt es hingegen zur Schilddrüsenüberfunktion, die jedoch deutlich seltener ist.

Eine Schilddrüsenvergrößerung und Schilddrüsenknoten können die Ärztin oder der Arzt (z.B. eine Endokrinologin oder ein Endokrinologe) ertasten (Palpation). Mithilfe der Ultraschalluntersuchung (Sonographie) lässt sich der Befund zuverlässig und schmerzfrei bestätigen. Dadurch sind auch Strukturveränderungen, wie Schilddrüsenknoten, zu erkennen. Ob entdeckte Knoten ihre Funktion eingestellt haben oder vermehrt arbeiten, kann durch eine sogenannte Szintigraphie festgestellt werden.

Auskunft über eine mögliche Über­ oder Unterfunktion der Schilddrüse gibt eine Blutuntersuchung: Im Blut werden dafür die Konzentrationen der Schilddrüsenhormone T4 (Thyroxin, Tetrajodthyronin) und T3 (Trijodthyronin) sowie des Regelhormons für die Schilddrüsenaktivität, dem Thyreoidea­stimulierenden Hormon (TSH), bestimmt. Bei Autoimmunerkrankungen, wie der Hashimoto­Thyreoiditis oder Morbus Basedow, sind zudem oft spezifische Antikörper messbar.

Die Art der Schilddrüsenerkrankung oder die daraus resultierende Funktionsstörung bestimmt die Form der Behandlung:

  • Schilddrüsenvergrößerung mit oder ohne Schilddrüsenknoten: Die Behandlung erfolgt in der Regel durch die Gabe von Jodtabletten, Schilddrüsenhormonen (T4, Thyroxin) oder einer Kombination aus beidem. Wenn trotz der Therapie keine Verbesserung eintritt, kann – vor allem bei älteren Patienten – eine Operation notwendig sein.

 

  • Schilddrüsenunterfunktion: Meist nehmen die Betroffenen dann das Schilddrüsenhormon T4 (L-Thyroxin) ein, wobei die verordnete Dosis anhand der Hormonwerte im Blut individuell angepasst wird.

 

  • Schilddrüsenüberfunktion: Hier werden zur Behandlung sogenannte Schilddrüsenhemmer (Thyreostatika) verschrieben. Diese Medikamente vermindern die Hormonbildung bis sich eine normale Schilddrüsenaktivität einstellt. Wenn das nicht ausreicht, wird mithilfe einer Radiojodtherapie oder einer Thermoablation (Hitzebehandlung) überaktives Schilddrüsengewebe zerstört. In bestimmten Fällen kann auch eine Operation sinnvoll sein, bei der die Schilddrüse teilweise oder vollständig entfernt wird.

Behandelte Schilddrüsenpatientinnen und -patienten müssen Jod bzw. jodhaltige Lebensmittel nicht meiden. Seefisch, Meeresfrüchte, Milch und Milchprodukte, Hühnereier sowie jodiertes Speisesalz und damit hergestellte Produkte sind also weiterhin erlaubt. Denn die für gewöhnlich mit der Nahrung zugeführten Jodmengen verursachen auch bei bestehenden heißen Schilddrüsenknoten oder bei einem Morbus Basedow keine Schilddrüsenüberfunktion.

Ebenso ist eine normale Jodzufuhr bei Patientinnen und Patienten mit einer Autoimmunthyreoiditis oder Hashimoto­Thyreoiditis unbedenklich. Betroffene können sich gut an der Zufuhrempfehlung für Erwachsene mit 200 Mikrogramm am Tag orientieren.

Aber Vorsicht: Die Einnahme jodhaltiger Medikamente oder Röntgenkontrastmittel sollte hingegen nur nach ärztlicher Absprache erfolgen, da diese meist ein Vielfaches der empfohlenen Jodzufuhr enthalten. Auch ist der Verzehr von Meeresalgen aufgrund sehr hoher Jodgehalte eher tabu.

Auch Menschen, die zum Beispiel aufgrund einer Nierenschwäche die Kaliumzufuhr einschränken sollen, können Jodsalz verwenden. Das Jod wird dem Salz zwar als Kaliumjodat zugefügt, allerdings beträgt die Kaliummenge weniger als ein Tausendstel der Zufuhrempfehlung und ist somit auch bei Nierenerkrankung unbedenklich.

Wer aus medizinischen Gründen, wie starkem Bluthochdruck, seinen Kochsalzverzehr (Natriumchlorid) reduzieren soll, kann statt Jodsalz jodierte Kochsalzersatzmittel verwenden. Zudem besteht für alle Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen, die eine Verringerung des Salzanteils in der Nahrung erfordern, die Möglichkeit, nach ärztlicher Rücksprache Jodtabletten einzunehmen, um eine ausreichende Jodversorgung sicherzustellen.

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