Häufige Fragen und jodkritische Behauptungen
Trotz der gesicherten Erkenntnisse um die Bedeutung von Jod für den menschlichen Organismus, die gesundheitlichen Folgen eines Jodmangels sowie um die Entwicklung der Jodversorgung in Deutschland gibt es eine Reihe jodkritischer Behauptungen und immer wiederkehrende Fragen rund um das essenzielle Spurenelement.
Eine Allergie ist eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems gegen ein spezifisches Allergen. Allergene sind meist Eiweißbausteine, die eine immunologische Abwehrreaktion hervorrufen. In Deutschland leiden 34 Prozent* der Bevölkerung an einer Lebensmittelallergie im eigentlichen Sinne. Die in Lebensmitteln vorkommenden Jodverbindungen Jodid und Jodat, wie im jodierten Speisesalz, sind aufgrund ihrer geringen molekularen Größe nicht in der Lage, als Allergene zu wirken. Mittel und Produkte mit komplexen Jodverbindungen wie Röntgenkontrastmittel, Desinfektionsmittel oder einige wenige Medikamente, können allergische Reaktionen hervorrufen. Jedoch wirkt hierbei beispielsweise der Trägerstoff allergen und nicht das enthaltene Jod.**
*Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Lebensmittelallergien – die Diagnose ist das A und O, 2013
**Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Jodversorgung in Deutschland wieder rückläufig – Tipps für eine Jodversorgung. Fragen und Antworten zur Jodversorgung und zur Jodmangelprophylaxe, 2020
Als „Jodakne“ wird eine Unverträglichkeitsreaktion bezeichnet, die mit Veränderungen der Haut einhergeht.* Sie tritt vor allem bei der Einnahme der Lugol‘schen Lösung auf, die früher beispielsweise zur Behandlung von Tuberkulose oder einer Bronchitis sowie als Desinfektionsmittel verwendet wurde. Bei derartigen Reaktionen spielt das darin enthaltene elementare Jod eine wesentliche Rolle.
*Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Jodversorgung in Deutschland wieder rückläufig – Tipps für eine Jodversorgung. Fragen und Antworten zur Jodversorgung und zur Jodmangelprophylaxe, 2020
Strumigene Stoffe, auch kropffördernde oder goitrogene Stoffe genannt, sind in der Lage, die Jodaufnahme in die Schilddrüse sowie die Bildung der Schilddrüsenhormone zu hemmen. Dazu gehören beispielsweise die schweflige Verbindung Thiocyanat oder auch Phytoöstrogene. Diese Stoffe kommen unter anderem in diversen Kohlsorten, Rettich, Zwiebeln, Radieschen, Mais, Hirse und Mandeln vor.
Ein übermäßiger Verzehr dieser pflanzlichen Nahrungsmittel kann die Entstehung eines Strumas (Kropf) begünstigen. Ein gesundheitliches Risiko besteht aber in der Regel nur bei gleichzeitigem Jodmangel. Auch bei einer Schilddrüsenunterfunktion sollte die Aufnahme strumigener Stoffe beachtet werden. Durch das Kochen nimmt ihr Gehalt in den Lebensmitteln aber ab, weshalb ein genereller Verzicht nicht notwendig ist. Umgekehrt profitieren Schilddrüsenpatientinnen und -patienten mit einer Überfunktion jedoch nicht von einem gesteigerten Verzehr dieser Lebensmittel.
Bei Raucherinnen und Rauchern besteht ein erhöhtes Risiko für eine Kropfbildung. Denn Zigarettenrauch enthält die strumigene Substanz Thiocyanat. Wenn neben einer mangelhaften Jodversorgung geraucht wird, kann das Thiocyanat eine Vergrößerung der Schilddrüse begünstigen, indem es die Jodaufnahme in die Schilddrüse und die Bildung der Schilddrüsenhormone behindert. Für Raucherinnen und Raucher ist eine ausreichende Jodzufuhr über die Nahrung also umso wichtiger.
Wer regelmäßig Sport treibt, benötigt viel Energie. Auch hier spielt Jod eine wichtige Rolle. Als Bestandteil der Schilddrüsenhormone regelt es unter anderem den Energiestoffwechsel. Außerdem beeinflussen die Hormone die Funktion des Herz-Kreislaufsystems, Magens und Darms sowie die Nerven- und Muskelfunktion. Wird der Körper nicht ausreichend mit Jod versorgt, kann er nicht genügend Schilddrüsenhormone bilden. Das drosselt den gesamten Stoffwechsel und wirkt sich negativ auf die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit aus.
Damit sportlich Aktive fit und belastbar bleiben, kommt es also neben der Energiezufuhr ebenso auf eine gute Jodversorgung an. Durch Sport wird aber auch der Stoffwechsel angekurbelt: Der Kalorienumsatz steigt, die Muskelmasse nimmt zu und der Aufbau von Energiespeichern in der Muskulatur wird anregt. Dies erhöht den Bedarf an Schilddrüsenhormonen und damit an Jod.
Des Weiteren schwitzen und trinken Sporttreibende mehr – was zu Jodverlusten über den Schweiß und den Urin führt. Deshalb sollten Sportlerinnen und Sportler ganz besonders auf eine jodreiche Ernährung achten und bei Bedarf nach ärztlicher Absprache ergänzend Jod einnehmen.
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Das Prinzip des Jodsättigungstests geht auf die beiden US-amerikanischen Ärzte Dr. Abraham und Dr. Brownstein zurück. Die Patientinnen und Patienten erhalten dabei eine hochdosierte orale Jodgabe (50 Milligramm) mit der sogenannten Lugol’schen Lösung. Anschließend wird der Urin über 24 Stunden gesammelt und die Jodausscheidung gemessen. Beträgt diese weniger als 90 Prozent der verabreichten Jodmenge, besteht ein vermeintlicher Mangel, welcher dann weiter mit der Lugol’schen Lösung behandelt werden soll. Mit der Lugol’schen Lösung wird allerdings nicht nur Jodid, sondern auch elementares Jod aufgenommen. Dies ist sehr reaktiv und bindet an Fette, Proteine sowie Kohlenhydrate, und kann sie oxidieren. In die Schilddrüse gelangt das elementare Jod jedoch nicht.
Der Jodsättigungstest ist wissenschaftlich nicht belegt und gefährlich, da die hohen Jodmengen die Schilddrüsenfunktion stören und sowohl eine schwere Über- als auch Unterfunktion auslösen können. Unabhängig davon ist die Lugol’sche Lösung in Deutschland für die orale Zufuhr nicht zugelassen.
Seefisch, Meeresfrüchte und Algen sind für ihren hohen Jodgehalt bekannt. Allesamt kommen sie aus dem Meer und so schlussfolgern Verbraucherinnen und Verbraucher oft, dass auch Meersalz reich an Jod sein muss. Doch das ist ein Irrtum. Meersalz enthält von Natur aus etwa 0,1 bis 2 Milligramm Jod pro Kilogramm Salz. Damit ist der Gehalt gleich oder nur unwesentlich höher als bei unjodiertem Speisesalz – das etwa 0,1 Milligramm pro Kilogramm Salz enthält. Mindestens zehnmal so hoch ist hingegen der Jodgehalt von jodiertem Speisesalz mit 15-25 Milligramm pro Kilogramm. Mit dem gleichen Gehalt gibt es in gut sortierten Lebensmittelmärkten auch Meersalz, das zusätzlich mit Jod angereichet ist.
Salzart | Jodgehalt in mg/kg Salz |
unjodiertes Seisesalz | etwa 0,1 |
Meersalz | 0,1-2,0 |
jodiertes Speisesalz |