Trotz großer Bekanntheit ist die Jodversorgung mangelhaft

Jodmangelgebiet Deutschland

Frankfurt, 27.05.2025 – 94 Prozent der deutschen Bevölkerung wissen, was Jod ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Verbraucherumfrage* des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des Arbeitskreises Jodmangel e.V. (AKJ). Doch wenn es um die Bedeutung von Jod für den Körper und die Gesundheit geht, nimmt das Wissen ab. Auch ist nur jedem Fünften (21 Prozent) bekannt, dass die Jodversorgung in weiten Teilen der Bevölkerung unzureichend ist und Deutschland als Jodmangelgebiet gilt. „Die Versorgungssituation hierzulande hat sich vor allem in den letzten 10 Jahren wieder verschlechtert. Wie Daten des Robert Koch-Instituts belegen, haben rund 32 Prozent der Erwachsenen und 44 Prozent der Kinder und Jugendlichen ein erhöhtes Jodmangelrisiko“, sagt Prof. Dr. Roland Gärtner, Endokrinologe und 1. Vorsitzender des AKJ. „Doch die große Bekanntheit von Jod kann ein guter Ansatzpunkt sein. Denn für eine bessere Versorgung kommt es neben der Lebensmittelwirtschaft und der Politik auch auf die Verbraucherinnen und Verbraucher an.“

Bei näherer Betrachtung der Umfrageergebnisse zeigte sich, dass immerhin 70 Prozent der Befragten wissen, dass Jod wichtig für die Schilddrüsenfunktion ist. 62 Prozent war Jod als unentbehrlicher Mineralstoff bekannt und etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) gab an, dass Jod in ausreichender Menge über die Nahrung aufgenommen werden muss. „Zudem zeigte sich, dass die älteren Altersgruppen oftmals besser Bescheid wussten. Dies kann daran liegen, dass sichtbare Kröpfe als Folge eines schweren Jodmangels früher häufig waren. Heutzutage sieht man solche extremen jodmangelbedingten Schilddrüsenvergrößerung nur noch selten“, erklärt Prof. Gärtner. Aus den Augen heiße aber keineswegs aus dem Sinn, so der Endokrinologe weiter. Bereits ein leichter Jodmangel könne erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung haben – begonnen bei einer beeinträchtigten Gehirnentwicklung von Kindern während der Schwangerschaft und Stillzeit bis hin zu einem steigenden Risiko für Schilddrüsenvergrößerungen und -knoten sowie Funktionsstörungen bei Erwachsenen.

Jod ist kein Spezialthema – sondern unterschätzter Alltagsbegleiter

 „Für die negative Entwicklung der Jodversorgung gibt es mehrere Gründe. Dazu gehören veränderte Ernährungsgewohnheiten, wie ein Trend zu mehr Convenience-Produkten oder eine zunehmend pflanzenbetonte Ernährung. Aber auch der abnehmende Einsatz von Jodsalz in der Lebensmittelproduktion sowie unterschiedliche nationale Vorschriften für die Jodierung von Speisesalz tragen dazu bei. Hinzu kommt ein mangelndes Bewusstsein für die gesundheitliche Bedeutung einer ausreichenden Jodzufuhr. Das trifft nicht nur auf Verbraucherinnen und Verbraucher zu, sondern zu Teilen auch auf die Lebensmittelwirtschaft und die Politik sowie einzelne Fachleute“, erläutert Prof. Gärtner. All diese Baustellen gilt es anzugehen. Erste Schritte könnten laut Bundesinstitut für Risikobewertung** ein höherer Jodgehalt in jodiertem Speisesalz und ein gesteigerter Einsatz von jodiertem anstelle von unjodiertem Speisesalz in der Lebensmittelproduktion sein. Für Verbraucherinnen und Verbraucher empfiehlt Prof. Gärtner: Regelmäßig jodreiche Lebensmittel wie Seefisch, Milch und Milchprodukte zu verzehren, in der heimischen Küche ausschließlich Jodsalz zu verwenden sowie beim Einkaufen auf jodiertes Speisesalz in der Zutatenliste zu achten.

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Quellen:

* Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov Panels, die der Teilnahme vorab zugestimmt haben. Für diese Befragung wurden im Zeitraum 26. und 28.03.2025 insgesamt 2131 Personen befragt. Die Erhebung wurde nach Alter, Geschlecht und Region quotiert und die Ergebnisse anschließend entsprechend gewichtet. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren.
** Bundesinstitut für Risikobewertung – BfR (Hrsg.) (2021) Rückläufige Jodzufuhr in der Bevölkerung: Modellszenarien zur Verbesserung der Jodaufnahme. Stellungnahme Nr.005/2021, https://www.bfr.bund.de/cm/343/ruecklaeufige-jodzufuhr-in-der-bevoelkerung-modellszenarien-zur-verbesserung-der-jodaufnahme.pdf

Abdruck honorarfrei / Beleg erbeten

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