Größtes EU-Forschungsprojekt gegen Jodmangel

AKJ-Beirat maßgeblich an Initiative beteiligt

Seit 1984 setzt sich der Arbeitskreis Jodmangel e.V. (AKJ) mit seinem wissenschaftlichen Beirat dafür ein, das Joddefizit in Deutschland und die damit verbundenen Erkrankungen zu bekämpfen. Aktuell ist ein Beiratsmitglied in ein besonders ehrgeiziges Projekt involviert: Professor Dr. med. Henry Völzke von der Universitätsmedizin Greifswald koordiniert das sogenannte EUthyroid-Netzwerk, das für alle Bürger eine bessere Jodversorgung erreichen will – und zwar auf gesamteuropäischer Ebene.

Völzke, der AKJ-Sachverständige für Epidemiologie, zieht dazu mit Forschern aus 27 europäischen Ländern an einem Strang. In den kommenden drei Jahren werden sie den Jodstatus in Europa wissenschaftlich erfassen und Strategien entwickeln, um diesen zu verbessern.

Jod: Essentiell für die geistige Entwicklung von Kindern

Jodmangel ist der wichtigste Risikofaktor für Schilddrüsenerkrankungen bei Erwachsenen und Kindern. Störungen der Schilddrüsenfunktion sind besonders häufig dort anzutreffen, wo ein Jodmangel besteht. Aber vor allem Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Bedarf an Jod, um das Kind ausreichend zu versorgen und so eine optimale Entwicklung zu gewährleisten. Selbst ein leichter Jodmangel während der Schwangerschaft kann zu einer gestörten Gehirnentwicklung des Kindes und so zu einer verminderten Intelligenz führen. Tatsächlich ist Jodmangel die weltweit häufigste Ursache für vermeidbare Gehirnschäden und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mahnt seit Jahren, dass in Europa zunehmend Menschen von den Folgen eines Jodmangels betroffen sind. EUthyroid legt deshalb mit drei gesonderten Mutter-Kind-Studien ein besonderes Augenmerk auf die Bedeutung der Jodversorgung während der Schwangerschaft.

Keine einheitliche Datenlage zur Jodversorgung

Grundsätzlich wird Jod auf natürlichem Weg durch die Ernährung aufgenommen. Meeresfrüchte sind eine natürliche Quelle des wichtigen Spurenelements. Die meisten Regionen in Europa sind allerdings Jodmangelgebiete. Neben den Hochgebirgsregionen wie den Alpen gibt es viele Staaten in allen Teilen Europas, die aufgrund ihrer kontinentalen Lage und den Ernährungsgewohnheiten typische Jodmangelgebiete darstellen. „Das hat nachweislich negative Folgen für die Gesundheit. Aktuell gibt es in Europa jedoch keine einheitlichen Daten zur Jodversorgungslage. So können wir nur Vermutungen über die Größenordnung der Gesundheitsprobleme anstellen, die eine mangelhafte Jodversorgung auslöst“, sagt Völzke, der als EUthyroid-Koordinator das künftige Forschungsvorhaben maßgeblich vorangetrieben hat. „Fakt ist, dass selbst in Deutschland viele Kinder mit intellektuellen Defiziten geboren werden. Insofern bin ich als Epidemiologe und Arzt sehr froh, dass uns die EU mit EUthyroid jetzt eine Möglichkeit eröffnet, diese unbefriedigende Situation zu ändern. Ich bin überzeugt, dass eine bessere Jod-Versorgung Europa klüger machen kann“,  so der Experte von der Universitätsmedizin Greifswald.

Verbesserte Präventionsmaßnahmen für Europa

Viele europäische Staaten haben im letzten Jahrhundert Präventionsprogramme mit jodiertem Speisesalz eingeführt, die die Jodversorgung in der Bevölkerung verbessern können. Von allen europäischen Haushalten verwendet jedoch nur ein Anteil von 27 Prozent jodiertes Salz (1). Zudem sind die Präventionsprogramme EU-weit nicht einheitlich geregelt und es gibt nur eine begrenzte Anzahl an Nationen, die ein regelmäßiges Monitoring der Jodversorgung durchführen. Die Daten sind wiederum nur sehr eingeschränkt untereinander vergleichbar. Die WHO ruft daher seit Jahren auf, die Situation in Europa durch ein vergleichbares Monitoring zu überprüfen, um eine Grundlage für verbesserte Präventionsmaßnahmen zu schaffen.

Zum ersten Mal sammeln nun die 30 Partner des europäischen Projekts EUthyroid einheitliche Daten über die Jodversorgung der Bevölkerung in den beteiligten 27 Ländern. Die Forscher vergleichen die nationalen Maßnahmen und Ernährungsgewohnheiten und werden geeignete Schritte herausarbeiten, um die europäische Jodversorgung gezielt zu verbessern. Die EU fördert die Initiative mit drei Millionen Euro.
„Es gibt noch viel zu tun, bis in Europa alle Bürger mit einer guten und über die Ländergrenzen hinweg harmonisierten Jodversorgung rechnen können“, so Völzke. „Mit EUthyroid kommen wir diesem Ziel ein gutes Stück näher.“

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Hinweis an die Redaktion:

Der Text dieser Presseinformation stammt von

EUthyroid-Koordinator Prof. Dr. med. Henry Völzke Universitätsmedizin Greifswald
Institut für Community Medicine
Abteilung SHIP/Klinisch-Epidemiologische Forschung
Walter Rathenau Str. 48
17475 Greifswald
Telefon +49 3834 86-75 41 oder 86 19 658
Mail voelzke@uni-greifswald.de
www.medizin.uni-greifswald.de

Quellen:

(1) John H. Lazarus (2014): Iodine Status in Europe in 2014. Eur Thyroid J, DOI: 10.1159/000358873


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