Jodmangel
Ein lang anhaltender Jodmangel führt nach Verbrauch der körperlichen Jodreserven zu gesundheitlichen Problemen. Denn die Schilddrüse reagiert mit einer eingeschränkten Bildung von Schilddrüsenhormonen. Das führt zu einer Unterfunktion. Der Arzt spricht von Hypothyreose. Diese Krankheit hat erhebliche Beeinträchtigungen der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit zur Folge, unter anderem die Neigung zu erhöhter Infektanfälligkeit, zu Veränderungen von Haut und Haaren sowie Darmträgheit.
Bei andauerndem Jodmangel kann sich die Schilddrüse außerdem krankhaft vergrößern. Es entwickelt sich ein Jodmangelkropf, der Arzt spricht von einer Struma. Ein Kropf ist nicht nur ein kosmetisches Problem. Größere Kröpfe üben Druck auf Speise- und Luftröhre sowie die Blutgefäße im Halsbereich aus. Es kann zu Schluckbeschwerden, Luftnot und Beklemmungsgefühl kommen. Bei länger bestehenden Kröpfen können Veränderungen des Schilddrüsengewebes und die Bildung von Knoten die Folge sein.
Gesundheitliche Risiken des Jodmangels
Entwicklung im Mutterleib |
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Neugeborene |
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Pubertät |
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Erwachsene |
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Typische Anzeichen von Jodmangel

Foto: fotolia – Adam Gregor
Eine jodmangelbedingte Veränderung oder Erkrankung der Schilddrüse kann sich auf unterschiedliche Art und Weise bemerkbar machen. Der Hausarzt, ein Internist oder ein Schilddrüsenexperte (Endokrinologe oder Nuklearmediziner) sollte aufgesucht werden, wenn folgende Anzeichen vorliegen:
- Enge- und Druckgefühl im Hals
- Typisches „Kloß-Gefühl“ im Hals
- Atem- und Schluckbeschwerden
- Zunahme des Halsumfangs, Veränderung der sichtbaren Halsvenen
- Allgemeine Beschwerden wie Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen, Kältegefühl, Verdauungsbeschwerden, Leistungsminderung, erhöhte Infektanfälligkeit, Hautveränderungen (feuchte bzw. trockene Haut), Haarausfall
Bei Kindern können sich Schilddrüsenprobleme wie folgt bemerkbar machen:
- Ständige Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Lustlosigkeit
- Gesteigerte Nervosität und Aktivität
- Nachlassen der schulischen Leistungen
- Verlangsamte körperliche und geistige Entwicklung
Jodmangel – Häufigkeit und Kosten
Jodmangel ist eines der weltweit häufigsten Ernährungs- und Gesundheitsprobleme. Unter Jodmangel und seinen Folgen leiden weltweit etwa zwei Milliarden Menschen. In Europa betrifft es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 390 Millionen Menschen. Obwohl Deutschland nach Aussage der WHO inzwischen kein ausgewiesenes Jodmangelgebiet mehr ist, weist ein großer Teil der Bevölkerung weiterhin eine inadäquate Jodversorgung auf. Bei etwa einem Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung wurden mittels Ultraschall Schilddrüsenvergrößerungen und/oder Knoten nachgewiesen. Viele Betroffene leiden an hormonellen Störungen und an den sich daraus ergebenden, gesundheitlichen Störungen.
Der größte Teil der Jodmangelkröpfe entwickelt sich bis zum 20. Lebensjahr. Besonders risikoreich ist der Jodmangel für Schwangere und Stillende und in der Folge für Säuglinge und Kleinkinder.
Vergrößerte Schilddrüsen zählen zu den 15 häufigsten Diagnosen bei Allgemeinmedizinern, hausärztlichen und fachärztlichen Internisten.
Diagnose und Therapie des Jodmangels und seiner Folgen verursachen in Deutschland jährliche Kosten im Gesundheitswesen von über einer Milliarde Euro. Etwa 40.000 Bundesbürger müssen sich pro Jahr einer Radiojod-Therapie unterziehen. Hinzu kommen knapp 90.000 Bundesbürger, die sich jährlich an der Schilddrüse operieren lassen müssen und dann in der Regel eine lebenslange medikamentöse Therapie benötigen. Die vorbeugende Wirkung der Jodmangelprophylaxe kommt in diesem Fall nicht mehr voll zur Wirkung.