Neue Übersichtsarbeit von AKJ-Beiräten:




Frankfurt, 07.07.2023 – Unter dem Titel „Iodine Deficiency, Maternal Hypothyroxinemia and Endocrine Disrupters Affecting Fetal Brain Development: A Scoping Review“ haben die Beiräte des Arbeitskreises Jodmangel e. V. (AKJ) Prof. Dr. med. Rolf Großklaus, Dr. med. Klaus-Peter Liesenkötter, Dr. med. Klaus Doubek, Prof. Dr. med. Henry Völzke und Prof. Dr. med. Roland Gärtner jüngst eine gemeinsame Übersichtsarbeit im renommierten Schweizer Fachjournal Nutrients veröffentlicht. In dem englischsprachigen Beitrag in der Ausgabe 15/2023 beleuchten sie die wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Erkenntnisse der letzten 30 Jahre zu den Auswirkungen eines leichten bis moderaten Jodmangels, verminderter mütterlicher Thyroxinwerte und dem zusätzlichen Einfluss endokriner Disruptoren auf die embryonale und fötale Gehirnentwicklung.

Zusammenfassend betrachtet, kann sowohl ein asymptomatischer milder bis moderater Jodmangel der Schwangeren als auch eine isolierte maternale Hypothyroxinämie die embryonale und fötale Gehirnentwicklung beeinträchtigen. Eine bedarfsgerechte Jodversorgung ist entscheidend, um potenzielle negative Auswirkungen auf die geistige und soziale Entwicklung des Kindes zu verhindern. Zusätzliche Gefahr für das Schilddrüsenhormonsystem besteht in der allgegenwärtigen Exposition gegenüber endokrinen Disruptoren, teilweise auch Umwelthormone genannt. Dabei handelt es sich um Chemikalien und andere Substanzen, die auf vielfältige Art und Weise den Jod- und Schilddrüsenstoffwechsel sowie hormonelle Signalwege stören. Dadurch verstärken sich möglicherweise die negativen Effekte des Jodmangels auf die neurokognitive Entwicklung des Kindes zusätzlich. Einer adäquaten Jodzufuhr kommt somit nicht nur eine wichtige Rolle für die gesunde Entwicklung des Fötus und des Neugeborenen im Allgemeinen zu, sondern sie könnte womöglich auch die schädlichen Wirkungen der endokrinen Disruptoren abschwächen. Daher sollten Frauen im gebärfähigen Alter in Jodmangelgebieten individuell Jod supplementieren, solange die von der Weltgesundheitsorganisation befürwortete, universelle Salzjodierung keine ausreichende Jodversorgung gewährleistet. Beim Umgang mit endokrinen Disruptoren stellen Großklaus und Kollegen heraus, dass es detaillierter Strategien zur Identifikation schädlicher, endokrin wirksamer Chemikalien sowie zur Expositionsreduktion gemäß des „Vorsorgeprinzips“ bedarf.

 

Die vollständige Übersichtsarbeit ist hier im Open Access verfügbar: Iodine Deficiency, Maternal Hypothyroxinemia and Endocrine Disrupters Affecting Fetal Brain Development: A Scoping Review