Bei Diabetes auch auf die Schilddrüse achten!
Vorsicht Wechselwirkungen
Dass sich Störungen im Hormonhaushalt der Schilddrüse und der Bauchspeicheldrüse gegenseitig beeinflussen und auch die Jodzufuhr diese Wechselbeziehung mit bestimmt, wird häufig unterschätzt. „Daher sollten Patienten mit Diabetes mellitus jährlich auf Schilddrüsenfunktionsstörungen hin untersucht werden“, empfiehlt Professor Dr. Schumm-Draeger, Leiterin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Angiologie des Klinikums Bogenhausen sowie Mitglied des Arbeitskreises Jodmangel.
Jodversorgung bei Diabetes
Jod ist der Baustein der Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3), die viele Stoffwechselprozesse im Körper steuern, darunter auch den Energiestoffwechsel. „Da Diabetiker oft eine verminderte oder ungenügende Jodversorgung haben, neigen sie zu einer Schilddrüsenvergrößerung”, erklärt Professor Schumm-Draeger. Sie scheiden vermehrt Jod mit dem Urin aus, wenn der Blutzuckerspiegel schlecht eingestellt ist oder wenn die kleinen Gefäße der Nieren durch die diabetische Erkrankung in ihrer Funktion beeinträchtigt sind. Funktionsstörungen der Schilddrüse in Folge eines Jodmangels beeinflussen wiederum den Blutzuckerstoffwechsel und können die Diabetes-Therapie erschweren.
Generell benötigen Jugendliche und Erwachsene nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und des Arbeitskreises Jodmangel täglich 180 bis 200 Mikrogramm Jod. Jedoch können nur 80 bis 120 Mikrogramm durch unverarbeitete Lebensmittel aufgenommen werden. „Um einem Jodmangel und damit verbundenen Schilddrüsenproblemen vorzubeugen, müssen Diabetiker besonders sensibel auf eine ausreichende Jodzufuhr achten“, erklärt Professor Schumm-Draeger. Neben jodiertem Speisesalz können dabei nach Absprache mit dem Arzt bedarfsweise auch Jodtabletten zum Einsatz kommen.“
Zusammenhang zwischen Diabetes und Schilddrüsengesundheit
Diabetes mellitus führt aber nicht nur dazu, dass weniger Jod im Körper zur Verfügung steht. Eine sehr schlechte Stoffwechseleinstellung wirkt sich bei Diabetikern auch unmittelbar auf die Schilddrüsenhormone aus. Dabei finden sich erniedrigte Werte für T3, was normalerweise für eine Schilddrüsenunterfunktion sprechen würde. Es handelt es sich jedoch stattdessen um eine Schutzreaktion des Körpers, der auf Grund des Diabetes unterschiedliche Stoffwechselprozesse in eine Art “Energiesparmodus” versetzt. Die genaue Wirkweise dieser Schutzreaktion ist alledings bislang noch nicht geklärt. Dieses sogenannte „Niedrig-T3-Syndrom“ wird durch eine Stoffwecheleinstellung mit Hilfe von engmaschigen Blutzuckerselbstkontrollen sowie einer diätetischen oder medikamentösen Therapie behandelt. Normalisiert sich dien Stoffwechsellage wirkt sich das auch positiv auf die Schilddrüsenhormonwerte aus.
Eine Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion beeinträchtigt ihrerseits aber auch die Blutzuckerstoffwechsellage. Eine Schilddrüsenüberfunktion führt dazu, dass Insulin nicht mehr wirkt und auch nicht weiter aus der Bauchspeicheldrüse ausgeschüttet wird. Stark erhöhte Bluzuckerwerte sind die Folge. Eine Hypothyreose verringert dagegen den Bedarf an Insulin und erhöht gleichzeitig die Empfindlichkeit gegenüber Insulin. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel und es kann zu einer gefährlichen Unterzuckerung kommen. Ob Über- oder Unterfunktion – beide Arten von Schilddrüsenerkrankungen erschweren die Therapie des Diabetes. Doch sobald die Schilddrüsenerkrankung effektiv behandelt wird, lässt sich auch der Diabetes besser einstellen.
Ein weiterer Zusammenhang zwischen Diabetes und dem Schilddrüsenstoffwechsel zeigt sich bei den Autoimmunkrankheiten der Schilddrüse. So erkranken Typ-1-Diabetiker drei- bis fünfmal häufiger an einer Entzündung der Schilddrüse (Autoimmunthyreoiditis), die wiederum die Hauptursache der Schilddrüsenunterfunktion ist. Zudem treten Typ-1-Diabetes und die immunologisch ausgelöste Schilddrüsenüberfunktion ebenfalls vermehrt gemeinsam auf.
Empfehlungen für Diabetiker
• Diabetiker sollten täglich 180 bis 200 Mikrogramm Jod aufnehmen.
• Besonders jodreiche Lebensmittel sind zum Beispiel Seefisch und andere Meerestiere.
• Auch Milch und Milchprodukte enthalten Jod und sollten deshalb täglich auf dem Speiseplan stehen.
• Daneben jodiertes Speisesalz verwenden und bei Fertiglebensmitteln darauf achten, dass sie mit Jodsalz gewürzt sind.
• Ob eine ergänzende Jodtabletten-Einnahme sinnvoll ist, kann mit dem behandelnde Arzt besprochen werden.
• Da durch die wechselseitige Beeinflussung Symptome nicht richtig gedeutet werden, sollten Diabetiker mindestens einmal jährlich oder – sobald sich ihre Stoffwechselsituation verschlechtert – eine Schilddrüsenuntersuchung durchführen lassen.
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Schumm-Draeger P-M: Schilddrüsenfunktionsstörungen und Diabetes mellitus - eine unterschätzte Interaktion. Ernährungsumschau, Forschung & Praxis. Umschau Zeitschriftenverlag Breidenstein GmbH, Sulzbach/Ts, 55.Jg, S. 152 - 157, März 2008
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