Kein Schilddrüsenkrebs durch jodiertes Speisesalz




In der Studie „Thyroid cancer in Denmark 1943–2008, before and after iodine supplementation“1 beschäftigen sich die dänischen Wissenschaftler mit der steigenden Inzidenz (Neuerkrankungsrate) von Schilddrüsentumoren in Dänemark seit Mitte des letzten Jahrhunderts. Über die Ursachen können die Studienautoren bisher nur spekulieren. Sie stellen unter anderem auch die staatlich verordnete Jodierung von Haushaltssalz unter Verdacht.

Professor Roland Gärtner, Internist und Endokrinologe an der Universität München und Sprecher des Arbeitskreises Jodmangel entkräftet in einer Stellungnahme zu der Studie diese Vermutungen:

„Die Studie belegt in keiner Weise, dass die Zunahme der Jodversorgung mit der Zunahme der papillären Schilddrüsenkarzinome in einem kausalen Zusammenhand steht. Weltweit, auch zum Beispiel in den USA nimmt die Inzidenz von diesen Karzinomen zu, obgleich dort die Jodaufnahme eher abnimmt, wie die neuesten Ergebnisse der NHANES III Studie2 belegen.

Die zunehmende Feststellung von Karzinomen lässt sich vielmehr durch die bessere Diagnostik insbesondere den regelhaften Einsatz des Ultraschalls zur Untersuchung der Schilddrüse erklären. Früher wurde erst bei tastbaren Knoten eine weitere Untersuchung der Schilddrüse eingeleitet. Heute führen Ärzte häufig ein Ultraschall-Screening der Schilddrüse durch. Dadurch werden zunehmend kleine, nicht tastbare Knoten diagnostiziert. Diese Zunahme betrifft größtenteils kleine Karzinome < 1 cm. In der Diskussion haben die Autoren diese Limitation auch selbst ausführlich dargelegt. Quellen: 1Blomberg M et al. Thyroid cancer in Denmark 1943–2008, before and after iodine supplementation. Int J Cancer 2012; DOI: 10.1002/ijc.27497 2Caldwell KL. Iodine status of the U.S. population, National Health and Nutrition Examination Survey, 2005–2006 and 2007–2008 Thyroid. 2011;21(4):419-27