Kropflos glücklich – erfolgreich entwickelt

25 Jahre Arbeitskreis Jodmangel: Aktive Prävention von Jodmangelerkrankungen

München, 23. April 2009 (dk) – „Insgesamt lässt sich die Jodversorgung in Deutschland als nahezu ausreichend beschreiben“, fasst Prof. Dr. Thomas Remer vom Forschungsinstitut für Kinderernährung, Dortmund, die Ergebnisse aktueller Studien bei einer Presseveranstaltung des Arbeitskreises Jodmangel in München zusammen. Der Ernährungswissenschaftler weist jedoch darauf hin, dass trotz der Erfolge in den letzten 25 Jahren weiterhin ein klarer Handlungsbedarf besteht. Laut der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) haben immer noch etwas sieben Prozent der Kinder schweren Jodmangel. Darüber hinaus verringern Lebensmittelindustrie und Lebensmittelhandwerk allmählich die Verwendung von Jodsalz. Dies bestätigt auch Prof. Dr. Roland Gärtner, Leiter der Endokrinologischen Ambulanz der Medizinischen Klinik – Innenstadt der Universität München und Sprecher des Arbeitskreises Jodmangel: „Während im Jahr 2004 der Jodsalzanteil in der Lebensmittelindustrie noch bei 35 Prozent lag, sind es heute nur noch 29 Prozent. Die WHO empfiehlt jedoch einen Anteil von mindestens 70 Prozent“.

Die beiden Experten warnen, dass Deutschland bei einem sich entsprechend fortsetzenden Trend unweigerlich ein erneuter Jodmangel droht, und fordern deshalb ein engmaschiges Jod-Monitoring: „Alle fünf Jahre sollte eine bundesweite Erhebung der Jodversorgung durchgeführt werden, vergleichbar mit der KiGGS-Studie. Ein solches Monitoring ist erforderlich, um Schwerpunkte der Aufklärung und gesundheitspolitische Maßnahmen eventuellen negativen Veränderungen rechtzeitig anzupassen.“

Jodversorgung in Deutschland

Noch in den 80er Jahren wurden täglich nur etwa 20 bis 40 µg Jod pro Tag aufgenommen. Dies führte laut Remer zu Jodmangel-Kröpfen bei drei bis neun Prozent der Neugeborenen und bei sogar 30 bis 53 Prozent der Schulkinder. Heute sind Jodmangel-Strumen nur noch selten zu beobachten. Die Jodversorgung hat sich erheblich verbessert: Die Ergebnisse der KiGGS-Studie und der DONALD Studie (DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study), die die Jodausscheidung detailliert in Urinproben untersucht haben, lassen laut Remer bei Kindern und Jugendlichen auf eine durchschnittliche Jodzufuhr von 110 bis 130 µg schließen. Für Erwachsene liegen zurzeit keine vergleichbaren Biomarkermessungen vor. Aus den Ernährungsinterviews der kürzlich abgeschlossenen Zweiten Nationalen Verzehrsstudie (NVS II) lässt sich für Erwachsene jedoch eine durchschnittliche Jodzufuhr von etwa 110 bis 150 µg ableiten. Auch hier muss noch von einem moderaten Joddefizit gesprochen werden, denn die Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegen bei einer Zufuhr von 200 µg pro Tag.

Folgen des Jodmangels

„Starker Jodmangel hat nicht nur die Bildung von Kröpfen zur Folge, sondern besonders während der Schwangerschaft beim Neugeborenen irreversible neurologische Schäden mit ausgeprägter geistiger Retardierung“, erläuterte Prof. Dr. Remer. Bei Jodmangel, der erst im Säuglings- und Kleinkindalter auftritt, kommt es zu deutlichen Intelligenzeinbußen und Entwicklungsverzögerungen. Aber auch im Kindes- und Jugendalter ist eine optimale Jodversorgung wichtig, denn sonst drohen Störungen der neuropsychischen Entwicklung, Lern- und Merkschwierigkeiten und sogar Beeinträchtigungen der Intelligenzentwicklung. Im Erwachsenenalter ist das Risiko für Fruchtbarkeitsstörungen und Depressionen erhöht.

25 Jahre Arbeitskreis Jodmangel

Der Arbeitskreis Jodmangel setzt sich seit seiner Gründung vor 25 Jahren konsequent für eine bessere Jodversorgung ein und konnte in Deutschland das Bewusstsein für eine ausreichende Jodzufuhr mit der Nahrung schärfen. Die Mitglieder des Arbeitskreises kommen aus den verschiedensten medizinischen Bereichen sowie aus der Ernährungswissenschaft, Kinderernährung, Lebensmittelforschung, Pharmakologie und Toxikologie. Für eine ausreichende Jodversorgung empfehlen der Arbeitskreis Jodmangel und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung wenigstens einmal pro Woche Seefisch, die Verwendung von jodiertem Speisesalz zuhause und beim Einkauf von Fertigprodukten (inklusive Brot, Wurst, Käse) auf die Herstellung mit jodiertem Speisesalz zu achten. Der Arbeitskreis Jodmangel will jedoch nicht nur informieren sondern auch praxisnahe Ratschläge geben – gemäß dem Leitsatz: „Wenn Salz – dann Jodsalz“.

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Quellen:

[1] Pressegespräch "Kropflos glücklich - erfolgreich entwickelt. 25 Jahre Arbeitskreis Jodmangel: Aktive Prävention von Jodmangelerkrankungen" am 23. April 2009 in München
[2] Thamm M, Ellert U (2006) Schilddrüsengröße und Jodversorgung in Deutschland. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz, http://www.kiggs.de

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