Stellungnahme zur Häufigkeit der Hashimoto-Thyreoiditis




Die Jodversorgung in Deutschland hat sich in den letzten Jahren erfreulich verbessert. Gelegentlich werden in diesem Zusammenhang jedoch Stimmen laut, die daraus eine Zunahme der Hashimoto-Thyreoiditis ableiten. Da wir alle Bedenken wegen unerwünschter Nebenwirkungen sehr ernst nehmen, diese in diesem Fall aber nicht zutreffen, erfolgt zur Klarstellung diese Stellungnahme:

Die genannten Angaben über die Häufigkeit der Immunthyreoiditis Hashimoto sind viel zu hoch. 10 % oder mehr als Prävalenz sind ausgeschlossen, sonst müsste es viel mehr Hypopthyreosen geben. Der Irrtum kommt durch Verwechslung der Häufigkeit von positiven Antikörperbefunden (ca. 10 %) mit der sehr viel niedrigeren Häufigkeit von lymphozytären Schilddrüsenentzündungen zustande. Bei weitem nicht alle Antikörperträger werden krank. Positive Antikörper allein führen zu keinen Beschwerden. Heute werden häufiger als früher positive Antikörper gefunden. Das beweist aber keine Zunahme, sondern lässt sich durch häufigere Diagnostik, bessere Methoden und Absenkung des Normalbereichs der Titer erklären.

Eine Jodprophylaxe mit 100 – 200 Mikrogramm (ug) pro Tag hat keine Zunahme der positiven Antikörper und keine Zunahme der Immunthyreoiditis zur Folge. Das belegen zahlreiche Studien (Berlin, Greifswald, Italien, Dänemark) aus jüngster Zeit. Auch wenn Schilddrüsenantikörper vorhanden sind, führt die Prophylaxe mit 100 – 200 ug pro Tag nicht zu einer schnelleren Entwicklung einer Schilddrüsenfunktionsstörung.

Der Jodmangel in Deutschland wurde durch die erfolgreiche Aufklärung in den letzten zwei Jahrzehnten zweifellos gemildert. Um dieses Ergebnis zu halten, muss die Befürwortung der Jodprophylaxe aber fortgesetzt werden. Dem Nachwuchs droht ohne Jodprophylaxe ein Intelligenzverlust von einigen %-Werten im IQ. Die Folgen für das Leiden durch unnötige Jodmangelstrumen kann man an der immer noch hohen Frequenz der Schilddrüsenoperationen ablesen (ca. 100 000 pro Jahr). Das will hoffentlich niemand verantworten.

WHO, Unicef und mehrere andere internationale und nationale Institutionen sind sich einig, dass der Jodmangel und seine Folgekrankheiten nachhaltig und flächendeckend nur durch die Verwendung von Jodsalz in allen Bereichen der Nahrungskette ausgeglichen werden kann. An dieser nachhaltigen und risikolosen Vorsorgemaßnahme muss auch in Deutschland weiter gearbeitet werden.

gez. Prof. Dr. med. Roland Gärtner
gez. Prof. Dr. med. Dr. med. h.c. Peter C. Scriba

Medizinische Klinik – Innenstadt
Klinikum der Universität München

Quelle: Stellungnahme des Arbeitskreises Jodmangel (AKJ), Nov. 2004