Jodsalz in Lebensmitteln: Stellungnahme des Arbeitskreises Jodmangel




Nach den letzten epidemiologischen Untersuchungen zum Jodmangel in Deutschland (Jod-Monitoring ’96) beträgt die durchschnittliche Jodaufnahme bei Erwachsenen etwa 120 µg Jod pro Tag. Dies ist etwa 2/3 der Menge, die erforderlich wäre, um eine ausreichende Jodversorgung zu gewährleisten. Der noch bestehende Jodmangel in Deutschland wurde im letzten Jahr im Rahmen der Papillon-Studie erneut bestätigt. Danach gibt es in Deutschland etwa 20 Millionen Menschen, die Knoten in der Schilddrüse aufweisen, das entspricht etwa 25% der Gesamtbevölkerung. Die Entstehung der Knoten in der Schilddrüse ist eindeutig im Zusammenhang mit dem Jodmangel zu sehen, dies ist wissenschaftlich und epidemiologisch vielfach bewiesen.

Eine bessere Jodversorgung der Bevölkerung würde die Entstehung der Erkrankungen der Schilddrüse reduzieren, wie sich dies in Ländern wie der USA, Österreich, der Schweiz und vielen anderen gezeigt hat. Die Erhöhung der Jodzufuhr hat in diesen Ländern nicht zu einer erhöhten Inzidenz von Schilddrüsenerkrankungen, insbesondere der Schilddrüsenüberfunktion, geführt. Im Gegenteil, dort wurde die Inzidenz von Knotenstrumen unter 5% gesenkt, sodass autonome Adenome zur Rarität wurden. Die Bemühungen gehen also dahin, auch in Deutschland die Jodzufuhr zu erhöhen, um die große Anzahl von am Jodmangel erkrankten Menschen zu reduzieren.

Backwaren und Lebensmittel, die mit Jodsalz hergestellt werden, enthalten eine so geringe Menge an Jod, dass die Gefahr schwerer Schilddrüsenüberfunktionen durch den Verzehr dieser Nahrungsmittel nicht gegeben ist. So enthält z.B. eine Scheibe Brot mit Jodsalz nur 12 µg Jod, eine Brezel maximal 20 µg. Bei Patienten, die ein autonomes Adenom haben, wird eine Schilddrüsenüberfunktion erst bei Mengen über 200 µg Jod pro Tag über einen längeren Zeitraum ausgelöst, wie mehrere Untersuchungen belegen.

Die Behauptung, der Verzehr von Lebensmitteln, die mit Jodsalz hergestellt wurden, führt zu schweren, lebensbedrohlichen Erkrankungen ist keineswegs richtig. Nur durch eine extrem hohe Jodzufuhr, wie durch jodhaltige Kontrastmittel oder Medikamente, die Jod in weitaus höherer Menge enthalten als dies mit Jodsalz in der Nahrung der Fall ist, kann eine schwere Schilddrüsenüberfunktion ausgelöst werden, und dies auch nur dann, wenn die Schilddrüse bereits krank ist. Dies wird aber in der Regel von den behandelten Ärzten vorher abgeklärt und kann durch entsprechende Maßnahmen verhindert werden.

Das In-Verkehrbringen von Lebensmitteln, die Jod enthalten, verhindert die Entstehung von Jodmangelerkrankungen. Ein Zuwenig an Jod in der Nahrung hat dazu geführt, dass heute 20 Millionen Menschen in Deutschland an den Folgen des Jodmangels leiden.

Ein Tatbestand nach §83 StGB ist eher dadurch gegeben, dass in Deutschland über Jahrhunderte hinweg zuwenig an Jod durch jodiertes Speisesalz und Nahrungsmittel, die mit Jodsalz hergestellt wurden, der Bevölkerung zugeführt wurde.

Im Übrigen wird die Jodzufuhr in Deutschland sehr sorgfältig überprüft, um ein Zuviel zu vermeiden. Eine Gefährdung der Bevölkerung geht nicht durch den Einsatz von Jodsalz in Lebensmitteln aus, sondern im Gegenteil von einer Nicht-Verwendung von Jodsalz. Das hat dazu geführt, dass ein Viertel der Bevölkerung an Jodmangelerkrankungen leidet, und das gilt es in Zukunft zu vermeiden.

Prof. Dr. Roland Gärtner
Prof. Dr. Dr. h. c. Peter C. Scriba
Medizinische Klinik Innenstadt, Klinikum der Universität, München
4. Dezember 2003