Jodversorgung von nicht gestillten Säuglingen?

Leserfrage

Frage von Maria W. aus Erfurt an Professor Dr. Thomas Remer, Senior Scientist und Ernährungsendokrinologe am Studienzentrum DONALD Studie Dortmund der Universität Bonn und 2. Vorsitzender des Arbeitskreises Jodmangel e.V.: Der Kinderarzt hat mir geraten, der Säuglingsanfangsnahrung täglich zwei Tropfen einer Jodlösung beizumengen. Denn der Jodgehalt auf der Verpackung werde mit jodhaltigem Wasser berechnet. In manchen Regionen in Deutschland sei das Wasser allerdings jodarm. Ist in der Säuglingsanfangsnahrung unabhängig vom verwendeten Wasser nicht ausreichend Jod zugesetzt? Ist eine zusätzliche Jodgabe bei nicht gestillten Säuglingen ratsam oder unnötig?

„Eine ausreichende Jodversorgung ist besonders im frühen Kindesalter für ein normales Wachstum und eine angemessene geistige Entwicklung von zentraler Bedeutung. Das Jod wird für die Herstellung der Schilddrüsenhormone benötigt, die zahlreiche Stoffwechselvorgänge und die koordinierte Reifung von Gehirn- und Nervenzellen steuern. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für Säuglinge im Alter von bis zu vier Monaten eine tägliche Jodzufuhr von 40 danach von 80 Mikrogramm. Die herkömmlichen Säuglingsanfangsnahrungen wie Pre- oder 1-Anfangsnahrungen, enthalten in der Regel zwischen 10 und  15 Mikrogramm Jod auf 100 ml trinkfertige Säuglingsnahrung. Prinzipiell ist diese Menge ausreichend, sodass selbst höhere Empfehlungen, unter anderem der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit 90 Mikrogramm Jod pro Tag und des US-amerikanischen Institut of Medicine (IOM) mit 110 Mikrogramm Jod pro Tag im Alter bis sechs Monate, annähernd erreicht werden können. Jedoch hängt dies stark von der Trinkmenge des Kindes ab.

Allgemein wird im Alter von zwei bis drei Monaten von einer Trinkmenge von etwa 800 ml pro Tag ausgegangen. Bei Jodgehalten von 13 bis 15 Mikrogramm pro 100 ml in der Säuglingsanfangsnahrung besteht daher eine ausreichende Jodzufuhr. Falls der Jodgehalt der Säuglingsanfangsnahrung unter 10 Mikrogramm pro 100 ml trinkfertiger Nahrung liegt, kann eine zusätzliche Jodgabe von 25 bis 50 Mikrogramm pro Tag sinnvoll sein. Während der ersten beiden Lebenswochen erreichen die Kleinsten zwar die Schätzwerte der DGE, allerdings nicht die der WHO und des IOM. In diesem Fall können etwa 25 Mikrogramm Jod in Tropfenform gegeben werden, um für eine gut aufgefüllte Schilddrüse zu sorgen.

Die vom Kinderarzt verordneten Jodtropfen können bei richtiger Dosierung nicht schaden. Allerdings gibt es keine pauschale Aussage, ob eine zusätzliche Jodgabe sinnvoll ist oder nicht. Der Jodgehalt des Trinkwassers ist übrigens kein Grund, um kommerzielle Säuglingsnahrung mit Jodtropfen anzureichern. Das Trinkwasser weist deutschlandweit Jodgehalte von drei bis vier Mikrogramm pro Liter auf und somit ist dessen Beitrag hinsichtlich der Jodversorgung allgemein vernachlässigbar.“

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