Jodversorgung verbessert, aber weiterhin Jodmangel Grad I

Einheitliche EU-Jodverordnungen und gefordertes regelmäßiges Jod-Monitoring stehen noch aus

Nach den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollen in Jodmangelländern alle drei bis fünf Jahre epidemiologische Daten zur Jodversorgung erhoben werden. Doch habe es, wie Professor Peter C. Scriba als Sprecher des Arbeitskreises Jodmangel anlässlich einer Pressekonferenz zu dessen zwanzigjährigem Bestehen betont, in Deutschland seit 1996 kein bundesweites Jod-Monitoring mehr gegeben.

Nach unterschiedlichen, nicht repräsentativen Daten hat sich die Jodversorgung in Deutschland wesentlich verbessert, doch sind die WHO-Kriterien im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern noch nicht erfüllt. Die mittlere tägliche Jodausscheidung über den Urin beträgt 88 µg (Mikrogramm)/Liter, die WHO gibt dagegen eine mittlere Harnjodausscheidung von über 100 µg/l vor. Das bedeutet für Deutschland nach wie vor einen Jodmangel Grad I.

Risikogruppen für Jodmangel-Erkrankungen sind Schwangere und Stillende, Neugeborene und gestillte Säuglinge sowie Jugendliche. Dr. Hellmut Koch, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, sieht auch bei der häufig empfohlenen salzarmen Kost latente Joddefizite mit der Gefahr einer Struma.

Die von der WHO geforderte Nachhaltigkeit der Jodmangel-Prävention basiert auf einer konsequenten universellen Verwendung von Speisesalz mit mindestens 15 mg Jod pro kg/Speisesalz in mehr als 90 Prozent der Privathaushalte. Erreicht wurden bisher jedoch nur 75 Prozent. Für die Lebensmittelherstellung und das außerhäusliche Speisenangebot soll zumindest 95 Prozent Jodsalz verwendet werden. Tatsächlich sind es in Deutschland aber nur 35 Prozent, mit sinkender Tendenz, weil die Lebensmittelindustrie wegen bestehender Handelshemmnisse nur begrenzt Jodsalz verwendet. Die Jodaufnahme sollte je nach Alter täglich 100 bis 200 µg betragen, Schwangere und Stillende benötigen ca. 250 µg.

Um den Jodmangel weitestgehend auszugleichen, empfiehlt der Arbeitskreis Jodmangel den Verzehr von Seefisch und Milch mit dem lebensnotwendigen Spurenelement, die Verwendung von Jodsalz in der gesamten Nahrungskette und die Einnahme von Jodtabletten für Schwangere und Stillende. Gemäß einer UN-Zielsetzung soll der Jodmangel in Deutschland bis 2005 beseitigt sein.

Um dieses Ziel zu erreichen, ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Zur Aufklärungsarbeit gehört auch der Abbau von Ängsten. Professor Rainer Hehrmann vom Diakonissenkrankenhaus Stuttgart weist deshalb nachdrücklich nochmals darauf hin, dass durch Jod keine Hyperthyreose ohne bereits bestehende Schilddrüsenerkrankung ausgelöst werden könne und dass es im Gegensatz zu großmolekularen Jodverbindungen wie sie in jodhaltigen Röntgenkontrastmitteln, Desinfektionsmitteln oder bestimmten Medikamenten enthalten sind, keine Allergie gegen Jod oder Jodsalze gebe.

Am Beispiel neuerer Untersuchungen an Schulkindern erklärt Professor Roland Gärtner von der Medizinischen Klinik Innenstadt in München die Konsequenzen aus der verbesserten Jodversorgung. Zumindest in einigen Regionen weisen die Sechs- bis Zwölfjährigen keinen Jodmangel mehr auf, während die älteren Generationen weiterhin unter den Folgen des früher herrschenden Jodmangels leiden. Eine ausreichende Versorgung sei demnach noch nicht gewährleistet, denn durchschnittlich betrage die Jodaufnahme nicht mehr als zwei Drittel der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und anderen Organisationen empfohlenen Zufuhrmenge. Deshalb müssten die Aufklärungsarbeit, die Prophylaxe und periodische epidemiologische Untersuchungen kontinuierlich fortgeführt werden. Denn so wie der Jodmangel bestehen bleibt, müssen auch die Vorsorgemaßnahmen zum Ausgleich des Jodmangels zeitlebens beibehalten werden.

Professor Dr. Dr. Peter C. Scriba, Sprecher des Arbeitskreises Jodmangel, fordert darüber hinaus eine Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Für alle EU-Staaten sollten einheitliche Verordnungen für Jodsalz in der Lebensmittelindustrie geschaffen werden, um mit Jodsalz hergestellte Lebensmittel ungehindert handeln zu können. Dies könnte die Lebensmittelindustrie zu einer breiteren Verwendung von Jodsalz anspornen. Risikogruppen wie Schwangere und Stillende sollten ihren erhöhten Bedarf nach Rücksprache mit dem Arzt zusätzlich mit Jodidtabletten decken, die auch für Prophylaxezwecke verordnungsfähig sein sollten. Begleitend sind verstärkte, institutionsübergreifende Aufklärungsmaßnahmen notwendig, an denen sich auch Ärzte beteiligen sollten.

-AKJ-

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